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Samstag, 10. Mai

HGV: „Wildwuchs beim Camping in Südtirol“

BOZEN. Camping erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Mit über zwei Millionen Übernachtungen im Jahr 2023 gehört diese Urlaubsform längst zur festen Größe im Tourismusmix Südtirols.

Das Phänomen Wildcamping ist dem HGV schon länger ein Dorn im Auge. shutterstock
Doch der Boom bringt nicht nur wirtschaftliche Chancen mit sich, sondern auch wachsende Herausforderungen – allen voran die zunehmende Zahl an Wohnmobilreisenden, die außerhalb offizieller Campingplätze übernachten. Die Debatte um sogenanntes Wildcampen ist neu entbrannt, nicht zuletzt durch einen Vorstoß der Grünen im Landtag. Der HGV fordert die Landepolitik zum Handeln auf.

In einem Beschlussantrag fordern die Abgeordneten Madeleine Rohrer, Brigitte Foppa und Verena Oberkofler einen „Landesplan für Camping- und Wohnmobilstellplätze“. Ziel sei es, dem rasanten Camper-Tourismus mit fundierten Daten, klaren Regeln und besserer Infrastruktur zu begegnen. Gefordert wird unter anderem eine Studie über Wertschöpfung und Auswirkungen des Campingtourismus, eine landesweite Stellplatzübersicht und eine Überarbeitung der geltenden Kriterien für Wohnmobilstellplätze.

Dabei betonen die Grünen: Campingurlaub sei im Trend – vor allem in Deutschland und Italien. Südtirol müsse reagieren, um Konflikte mit Anrainern zu vermeiden, Gäste korrekt zu erfassen und Übernachtungen ordnungsgemäß abzurechnen. Der italienische Staat unterstützt den Ausbau von Wohnmobilplätzen mit 32,9 Millionen Euro, der Bedarf steigt spürbar.

Der Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV), dem auch die Vereinigung der Campingplatzbetreiber Südtirol (VCS) angehört, warnt vor einem „Wildwuchs im Campingbereich“. Man befürchte, dass immer mehr Gemeinden oder Bauernhöfe vereinfachte Stellplätze ohne ausreichende Kontrolle oder Qualitätssicherung anbieten – zum Nachteil etablierter Betriebe.

Vielmehr fordern der HGV und der VCS eine klare Strategie, die bestehende gastgewerbliche Campingbetriebe stärkt und wirksame Maßnahmen gegen das zunehmende wilde Campieren vorsieht.

Campingplätze seien Teil des offiziellen Tourismusangebots Südtirols. „Sie bieten Qualität, Sicherheit und tragen zur Wertschöpfung im Land bei. Daher brauche es faire Rahmenbedingungen für diese Betriebe, statt ihnen durch die unkontrollierte Ausweitung einfacher Stellplätze zusätzliche Konkurrenz zu machen“, heißt es vom HGV.

„Die Erfahrung zeigt, dass immer mehr Reisende mit dem Wohnmobil öffentliche Parkflächen zum Übernachten nutzen, mit teils gravierenden Auswirkungen auf das Orts- und Landschaftsbild, die Umwelt und die Anrainer,“ unterstreicht HGV-Direktor Raffael Mooswalder.

Aufgrund dessen sieht der HGV dringenden Handlungsbedarf seitens der Landespolitik: Zum einen brauche es konsequente Maßnahmen gegen Wildcamping – insbesondere in sensiblen Gebieten, auf öffentlichen Flächen sowie im Natur- und Agrarraum. Zum anderen dürfe es keine Ausweitung vereinfachter Stellplätze geben, um einen fairen Wettbewerb mit bestehenden Campingplätzen zu gewährleisten. Nicht zuletzt sei die Einbindung des HGV sowie der Campingplatzbetreiber bei der Ausarbeitung eines Landesplans – wie im Landestourismusentwicklungskonzept (LTEK) vorgesehen – unerlässlich.

„Ein transparenter, geregelter Rahmen nützt allen – den Urlaubern, den Gemeinden, den Einheimischen und nicht zuletzt den gastgewerblichen Betrieben, die den Tourismus in Südtirol tragen“, so der HGV.

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